„Ich fands super angenehm: Mehr Komfort am Arbeitsplatz, Zeitersparnis durch wegfallenden Arbeitsweg, Aufzeichnung der Vorlesung möglich. Fast nur Vorteile“

Diese Antwort bekommen wir am häufigsten auf unsere Frage: „Wie bist du mit der allgemeinen Situation in der Online-Lehre umgegangen?“. In unserer eigenständig durchgeführten Umfrage zum Thema „Online-Lehre“ haben wir Studierende und Absolvent*innen im Alter von 19 bis 33 Jahren zu ihren Erfahrungen und möglichen Folgen der Online-Lehre während der Corona-Pandemie befragt. Dabei gingen wir insbesondere auf die Qualität des Unterrichts, aber auch die Belastungen und psychischen Folgen ein.

Wie bereits an dem obigen Zitat zu erkennen, scheint für die meisten Studierenden die digitale Lehre nicht so schlimm gewesen zu sein, wie in der Öffentlichkeit unter anderem von den Medien oft dargestellt. Doch stimmt das wirklich?

Erfahrt hier alle genauen Erkenntnisse unserer Umfrage.

Qualität der Online-Lehre

Die Qualität der Lehre wird recht ausgewogen wahrgenommen. Über ein Drittel empfand die Qualität der Online-Lehre als gut, ein weiteres Drittel als vergleichbar mit Präsenzunterricht und ca. 40% fanden die digitale Lehre schlechter als sonst. Dabei lag die Aufmerksamkeitsspanne auf einem geringen Niveau. Gerade einmal 5,9% haben wegen der neuen Umgebung die Vorlesungen besonders aufmerksam verfolgt. Ganze 32,4% waren weniger aufmerksam und 4,4% der Befragten waren gar nicht anwesend. Das bedeutet, dass sie, wenn überhaupt, das Meeting geöffnet haben, dann aber währenddessen abwesend waren.

Obwohl die Aufmerksamkeitspanne bei den meisten recht gering war und die Qualität des Unterrichts schlechter war, haben ganze 32,4% ihre Noten in der Pandemie-Zeit verbessert. Ganze 45,6% hatten gleichbleibende Leistungen und gerade einmal 22% der Befragten konnten ihren Notenschnitt nicht halten und haben sich verschlechtert. Dabei haben sich ganze 29,4% von ihren Professor*innen und Dozent*innen alleine gelassen gefühlt. Dazu sagen die Befragten selbst, dass eine „bessere Kommunikation und bessere Hilfestellung“ sowie „mehr Verständnis für die schwierige Situation“ nötig gewesen wäre. Auch sehen viele die Schuld bei den Professor*innen und Dozent*innen. Hier hätten sie sich „mehr Motivation von den Profs“ und mehr Interaktionen während den Lehrveranstaltungen gewünscht. Doch nicht alle fanden die Situation negativ. Einige waren „soweit zufrieden“ und wünschen sich die Online-Lehre zum Teil als hybride Lösung zurück.

Psychische Verfassung während der Pandemie

In den letzten Jahren war vermehrt zu hören wie belastend, besonders für die mentale Gesundheit, die Lockdowns, Abstandregeln und digitale Lehre während der Corona-Pandemie waren. Wir wollten deshalb von euch wissen: „Wie hoch war die Belastung der Online-Lehre und der Kontaktbeschränkungen?“ Dabei gaben 61,8% der Befragten an, die Situation der Kontaktbeschränkungen und im Allgemeinen nur wenig bis keinen Kontakt zu Freunden oder Kommilitonen zu haben, als sehr belastend empfunden zu haben und immer noch so zu empfinden. Weitere 50% gaben an durch diese Ausnahmesituation eine hohe bis sehr hohe psychische Belastung zu empfinden.

Typische Symptome von psychischer Belastung sind unteranderem: Niedergeschlagenheit, Schlafstörungen oder Depressionen. In unserer Umfrage gaben hierzu 30,2% an unter Konzentrationsproblemen zu leiden. Ganze 26,6% klagten über Niedergeschlagenheit. Mit 10,8% liegen die Symptome wie Depressionen und Schlafstörungen gleich auf und 7,9% hatten sogar Angstzustände. Gerade einmal 13,6% der Befragten hatten keine dieser Symptome für psychische Belastung.

Trotzdem schien der Umgang mit dieser schwierigen Situation den Befragten nicht sonderlich schwer gefallen zu sein. Sie beschreiben das Lernen als „einfacher als vorher“ und sind „positiv überrascht“. Besonders die „örtliche Unabhängigkeit“ wird von den meisten als großer Vorteil der Online-Lehre betont. Doch auch hier wird deutlich: Vielen hat die „soziale Interaktion mit Kommilitonen gefehlt“. Sie hätten die Kontaktbeschränkungen und die Online-Lehre ohne ihre WG nicht noch länger aushalten können.

Fazit

Auch wenn die Qualität der Online-Lehre gerade zu Beginn zu wünschen übrig lies und die Belastungen der Kontaktbeschränkungen sehr hoch waren, wünschen sich viele der Studierenden die Online-Lehre zurück und ziehen ein positives Fazit. Doch woran kann das liegen, dass trotz der negativen Erfahrungen, das Gesamtresultat positiv ausfällt?

Hierfür haben wir eine mögliche Option aufgestellt:

73,5% der Befragten studierten bereits vor der Corona-Pandemie. Sie haben somit schon einige Erfahrungen mit dem Studium machen könne, kannten also schon die Strukturen und konnten sich bereits ein soziales Umfeld aufbauen. So konnte diese Gruppe der Befragten die Online-Lehre gut überstehen. Zudem überwiegen die Vorteile der zeitlichen Flexibilität. Wenn die psychische Belastung der Kontaktbeschränkungen wegfällt, empfindet diese Gruppierung eine digitale Lehre scheinbar als vorteilhafter als die Präsenzlehre.

Um dies genauer untersuchen zu können, müsste eine weitere Umfrage durchgeführt werden.

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