Seit den ersten Schulschließungen verbrachten Kinder und Jugendliche nach eigenen Angaben mehr Zeit als vorher online mit YouTube Videos (82 %), Musikhören (78 %), Streaming-Diensten (71 %) und Fernsehen (54 %) – so das Ergebnis der Sonderbefragung „JIMplus Corona“ (2020). Daneben waren Kinder und Jugendliche auf digitale Kommunikation für die Online-Lehre angewiesen. Besonders jüngere Kinder brauchen zusätzliche analoge Tätigkeiten, um Medienerlebnisse zu verarbeiten.  

Auch für ältere SchülerInnen und Studierende haben die Schließungen von Schulen und Universitäten viele Herausforderungen mit sich gebracht. Die Studie „Lernen unter COVID 19-Bedingungen“ der Univesität Wien zeigt, dass ein Großteil (87%) der Studierenden insgesamt gut mit den digitalen Lehr- und Lernformen zurechtkommen. Je besser sie mit der digitalen Kommunikation zurecht kamen, desto höher ist das Wohlbefinden. Besonders schwer  –  das wissen wir aus eigener Erfahrung – ist es, als “Ersti” ohne Kontakte an der Universität in die Online-Lehre zu starten.

Im Frühsommer 2020 arbeiteten fast 50 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland im Homeoffice (Hopp Survey 2020), wo die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verfließen und Aufgaben wie Kinderbetreuung und Haushaltsführung hinzukommen. Eine Situation, die viele Herausforderungen mit sich bringt – dennoch zeigen Ergebnisse einer Studie des Robert Koch Instituts eine relativ stabile psychische Gesundheit der erwachsenen Bevölkerung (RKI, 2021).

Trotzdem war und ist es eine Situation für Mitarbeitende und Führungskräfte, die viele Schwierigkeiten mit sich bringt: Im Online-Meeting ist die Verbindung schlecht, einige Mitarbeitende lassen die Kamera aus oder haben eine schlechte Tonqualität. Auch in der Arbeitswelt schleicht sich die genannte Entfremdung ein, die Bindung zum Team und zum Unternehmen leidet. Ein ehrlicher Umgang mit den Befindlichkeiten der einzelnen Teammitglieder in der schwierigen Situation kann helfen. Auch feste und regelmäßige Video-Team-Meetings geben Struktur – das digitale Feierabendbier und andere Online-Events können außerdem die Bindung stärken (Franke, 2020).  

Gerade für ältere Menschen, die häufig nicht digital mit anderen kommunizieren, ist der Verlust von persönlichen Kontakten sehr belastend. Die technischen Möglichkeiten oder Fähigkeiten fehlen ihnen oft (Will, 2020). Das soziale Netz wird voranschreitenden Alter sowieso schon kleiner und die Wahrscheinlichkeit der sozialen Isolation nimmt deutlich zu. Der Achte Altersbericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2020) verzeichnet im Rahmen einer empirischen Studie einen positiven Effekt digitaler Kommunikationstechnologien für soziale Integration von älteren Menschen: Senior*Innen, die digital kommunizieren, zeigen weniger Einsamkeitsgefühle, als vorher. Dafür ist allerdings eine gewisse Medien-Kompetenz vonnöten.

So können wir besser mit sozialer Isolation umgehen

Nach dieser Recherche kommen wir zu dem Schluss, dass nicht die digitale Kommunikation das Problem darstellt, sondern das Fehlen von (persönlichem) Kontakt. Digitale Kommunikation kann den Stellenwert des persönlichen Austauschs, des Miteinanders und der Geselligkeit in unserem Leben nicht einnehmen. Besonders bei Menschen, die bereits unter psychischen Krankheiten leiden, könnte das Fehlen von persönlichem Kontakt zu mehr Belastungen führen. 

Klare Kommunikation und ausreichend Informationen helfen, um mit der sozialen Isolation umzugehen. Erkennen wir ihren Zweck – also das Schützen von geliebten Menschen – fällt es leichter, diesen Zustand auszuhalten. Digitale Kommunikation verändert einerseits die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen nachhaltig, andererseits ist sie in Zeiten von Lockdowns unser einziges Instrument, um im Kontakt zu bleiben. Digitale Kommunikation ist nicht per se schlecht oder gut. Es kommt auf den richtigen Umgang an, damit wir mithilfe von digitalem Kontakt das Miteinander nicht verlieren.

Du willst mehr darüber erfahren, wie du deinen Alltag mit weniger digitalen Medien gestalten kannst? Schau Dir dazu gerne unseren Blog-Beitrag „Digital Detox“ an.


Quellen:

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend & Berner, Endter, Hagen, F. C. C. (2020, Juni). Ältere Menschen und Digitalisierung – Erkenntnisse und Empfehlungen des Achten Altersberichts (Nr. 3BR195). https://www.bmfsfj.de/resource/blob/159704/3dab099fb5eb39d9fba72f6810676387/achter-altersbericht-aeltere-menschen-und-digitalisierung-data.pdf

Franke, U. (2021, 26. April). Schleichende Entfremdung – die gefährliche Seite des Online-Arbeitens. commma. https://www.commma.de/schleichende-entfremdung-die-gefaehrliche-seite-des-online-arbeitens

Hopp Survey (2020). FDZ-Datenreport. Hochfrequentes Online-Personen-Panel (HOPP), Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. https://doku.iab.de/fdz/reporte/2021/DR_04-21.pdf

JIMplus 2020 | mpfs.de. (2020). Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest. https://www.mpfs.de/studien/jim-studie/jimplus-2020/

RKI (2021). Psychische Gesundheit der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland während der COVID-19-Pandemie. Ein Rapid-Review. Journal of Health Monitoring 6(S7): 2 –65. DOI 10.25646/9178.2

Will, D. (2020, 26. März). „Sozialer Kontakt ist für Menschen so wichtig wie ihr täglich Brot“. luhze. https://www.luhze.de/2020/03/26/sozialer-kontakt-ist-fuer-menschen-so-wichtig-wie-ihr-taeglich-brot/

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